Während langer Jahre – und zum Teil auch heute noch verfolgt die Gemeinde Luzein eine ausgeprägte „Genossenschafts-Politik“, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten. So gab es bei uns beispielsweise 3 Wasserversorgungs-Genossenschaften, diverse Wegbau-, Schneefräsen- und andere Genossenschaften.
Im Zuge dieser Politik hat sich Mitte der sechziger Jahre auch unsere Genossenschaft mit dem Ziele gebildet, das abgewirtschaftete Sennereigebäude in Putz zu renovieren und zu betreiben. Pläne und Abklärungen wurden gemacht, und die Visionen flogen hoch. Der Estrich der Sennerei sollte grosszügig ausgebaut werden, und sogar eine Milchleitung von den Vorwinterungen und ganzjährig bewohnten Gehöften oberhalb von Putz wurde ins Auge gefasst. Projektiert wurde eine Leitung vom Börtji bis nach Putz, mit einer zusätzlichen Einfüllstelle in Taufs.
Die alte, traditionelle Sennerei stellte die Gemeinde gratis zur Verfügung. Die Genossenschafter bauten zu einem grossen Teil in Eigenleistung eine Gemeinschafts-Gefrieranlage, einen Schlachtraum, eine Waschküche mit Maschine und eine Milchsammelstelle.
Nur wenige Jahre stand die Sennerei auf diesen vier Beinen. Die Landwirtschaftspolitik mit ihren Kuhhalterbeiträgen unterband die Milchablieferung und sägte damit das vierte Bein ab. Einige Jahre später verlor unsere Sennerei auch ein zweites Bein! Die Waschmaschine versagte ihren Dienst und wurde allmählich von Maschinen im Haushalt abgelöst. Das Schlachthaus entsprach je länger, je weniger den hygienischen Anforderungen aus den verschärften kantonalen Vorschriften. Das letzte Bein schliesslich, wurde in all den Jahren erstaunlich rege benutzt: Die Gefrieranlage war immer voll ausgebucht.
Wie hat die Genossenschaft auf dieses wechselnde Umfeld reagiert? So lag sie längere Zeit im Dornröschenschlaf. Man wusste nicht so recht, auf welche Seite es weitergehen sollte.
Um Bauschulden abzuzahlen, verkauften wir den Estrich des eingeschossigen Gebäudes im Stockwerkeigentum. Er ist heute eine ausgebaute Zweitwohnung.
In den letzten Jahren kam etwas Bewegung in den Laden. Die Generalversammlungen unterstützten das Ziel, die Genossenschaft breiter abzustützen, sie zu öffnen und neben den landwirtschaftlichen, auch gesellschaftlichen und kulturellen Zielen Platz zu schaffen. Es sollte ein Ort der Identifikation in der Fraktion werden.
Daraufhin wurden die Statuten behutsam in diesem Sinne revidiert. Im Jahre 1983 reaktivierte die Genossenschaft das Osterfest auf der attraktiven Schlossruine „Castels“. Anfangs bereiteten die Frauen diese Veranstaltung minuziös vor, indem sie sich jeden Mittwoch Nachmittag zusammentaten und Handarbeiten und vieles andere anfertigten. So hat uns der Erlös aus dem Osterfest immer einen willkommenen Zustupf zum „Cash flow“ geliefert.
Aus heutiger Sicht witzige und aktive Raucherwerbung anno 1974.
Ein kurzer geschichtlicher Abriss der Gastroputz Genossenschaft
- 1963: Gründung, Umbau der Sennerei mit Waschraum, Gefrierraum, Schlachtraum und Milchsammelstelle.
- 1973: Verkauf des Estrichs im Stockwerkseigentum.
- ab 1983 Organisation und Durchführung des Osterfestes auf Castels.
- 1991: Totalsanierung der Sennerei.
- 1999: In Kraft treten der privatrechtlichen Statuten für die Genossenschaft. Erweiterung der Mitgliedschaft.
- 2003: Entzug der Betriebsbewilligung für gewerbsmässige Schlachtungen. Hausschlachtungen weiterhin möglich.
- 2003: Eröffnung des Betriebszweiges Gastroputz. Organisation und Durchführung von Apéros, Festwirtschaften etc. im Schlosshof Castels.
- 2014: Satutenrevision und Öffnung der Mitgliedschaft auf jedermann. Einführung von Einzel- und Familienmitgliedschaft mit einem Jahresbeitrag.
- 2015: Namensänderung von Fraktionsgenossenschaft Putz in Gastroputz Genossenschaft
- 2016: Abschaltung der Gemeinschaftsgefrierfächer in der Sennerei. Risikoabwägung bezüglich dem Alter der Anlage und wirtschaftliche Überlegungen haben zu diesem Entschluss beigetragen.
- 2017: Aufgabe der der Räumlichkeiten für Hausschlachtungen zugunsten einer modernen Gastroküche. Diverse Umbauarbeiten im sanitären und elektrischen Breich werden vorgenommen. Zusätzlich wird der Abwaschraum mit den restlichen Räumlichkeiten verbunden.
Die Geschichte der alten Sennerei
Das untere Stockwerk der alten Sennerei befindet sich im Stockwerkeigentum der Gastroputz Genossenschaft und wurde über die Jahre hinweg baulich immer wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Die Räumlichkeiten bestehen aus einem Abwaschraum, einer Gastroküche und einem Lagerraum. Dazu gehört zusätzlich eine nicht öffentliche WC Anlage und ein Kühlraum und ein Abwaschraum. Die Infrastruktur wird vornehmlich durch die Gastroputz Genossenschaft bei der Durchführung diverser Anlässe benutzt, wird jedoch auch auf Anfrage vermietet.
Zur Infrastruktur der Gastroputz Genossenschaft gehören diverse Gerätschaften:
- Grosse Auswahl an verschiedenen Geschirr- und Bestecksets
- Gastroküche mit professionellen Gerätschaften
- Elektrischer Tellerwärmer
- Industrieabwaschmaschine
- Kühlraum
- Diverse Kochutensilien
- Thermoskannen in allen Grössen
- Kaffeemachinen
- Transportbehälter
- Vieles Kleinmaterial, welches für das Durchführen von Caterings unabdingbar sind
Die Geschichte der Sennerei
Im Archiv findet sich folgendes. Die im Besitz der Gemeinde befindliche Zentrifugierstelle Putz, welche sich in einem bedenklichen Zustand befand, konnte im Jahre 1963 von der Genossenschaft übernommen werden. Die Genossenschafter bauten das Gebäude zu einem grossen Teil in Eigenleistung für die damaligen Bedürfnisse um. Es entstand eine Gemeinschaftsgefrieranlage, ein Schlachtraum, eine Waschküche mit Maschine und eine Milchsammelstelle mit Kühlschrank. Das obere Stockwerk, damals ein Estrich, wurde zu einer Verwalterwohnung umgebaut.
Nur wenige Jahre stand die Sennerei auf diesen vier Beinen. Die Landwirtschaftspolitik mit ihren Kuhhalterbeiträgen unterband die Milchablieferung und sägte damit das vierte Bein ab. Einige Jahre später verlor unsere Sennerei auch ein zweites Bein! Die Waschmaschine versagte ihren Dienst und wurde allmählich von Maschinen im Haushalt abgelöst.
Das Schlachthaus entsprach zudem je länger, je weniger den hygienischen Anforderungen und Vorschriften. Einzig das vierte und letzte Bein, wurde in all den Jahren erstaunlich rege benutzt.
Längere Zeit lag die Genossenschaft im Dornröschenschlaf. Man wusste nicht so recht, wie und ob es weitergehen sollte. Um Bauschulden abzuzahlen, entschloss man sich den Estrich des eingeschossigen Gebäudes im Stockwerkeigentum zu verkaufen. Er ist heute eine ausgebaute Zweitwohnung.
Im Jahre 1983 wurde zusammen mit dem Besitzer mit grosser Eigenleistung und paritätisch mit dem Miteigentümer wurde das Hausdach erneuert. Zudem wurde die Kühlanlage mit einem neuen Kompressor ausgerüstet. Der grösste Brocken war die Renovation des Schlachtraumes. Die Wände wurden mit Fliesen belegt, der Boden ebenfalls „geplättelt“, die Wände wurden angestrichen und noch viele weitere dringende Arbeiten wurden erledigt. Finanziert wurde dies zu einem grossen Teil von dem zusammengesparten Geld der Genossenschaft. Im Zuge auf diese gross angelegte Renovation erlebte das Schlachthaus einen Aufschwung.
Bei einer Routine-Begutachtung der Gefrieranlage wurde dann im Jahre 1989 festgestellt, dass eine altersbedingte Systemschwäche vorliegt. Der Energiebedarf sowohl an Strom, als auch an Wasser war viel zu hoch. Dazu begannen periphere Anlageteile bereits zu streiken. Die Genossenschaft sah auch diesem Bericht gefasst entgegen, zumal man mit dem Gedanken spielte, einen Teil der Waschküche zum Schlachthaus zu schlagen und dort eine kleine Abstandhalle (200/200/ 214 cm) für frisch geschlachtete Tierkörper zu installieren. Die Nachfrage nach dem Schlachtraum mit Abstandmöglichkeit für Haus-, Jagd- und Notschlachtungen war gross, zumal die Sennerei weit und breit die einzige Möglichkeit dazu darstellte. Diese Kosten überstiegen die Möglichkeiten der Fraktionsgenossenschaft bei weitem. Es wurde fleissig nach Geldgebern gesucht. Letztendlich wurde ein grosszügiger Gönner mit der Schweizerischen Patenschaft für bedrängte Gemeinden gefunden. Nur damit konnte dies Sennerei und somit auch die Genossenschaft gerettet werden.
Erst im Jahre 2016 wurde der Gemeinschaftsgefrieranlage endgültig der Stecker gezogen, da diese nicht mehr kostendeckend betrieben werden konnte, und eine umfassende Renovation anstand. Zudem machten die grossen Temperaturgefälle der Bausubstanz bereits seit längerem zu schaffen. Als im Folgejahr die Vakuumiermaschine ihren Geist infolge von Standschäden aufgab, und diverse Arbeiten im Schlachthaus anstanden, damit den hygienischen Auflagen Rechnung getragen werden kann, wurde das Gesamtkonzept überarbeitet. Die Benutzung der Schlachträumlichkeiten durch die Bevölkerung war in den letzten Jahren ebenfalls stark rückläufig. So beschloss der Vorstand der Generalversammlung den folgenden Vorschlag zu unterbreiten. Der Schlachtbetrieb sollte ganz eingestellt werden, und die dadurch freiwerdenden Räume sollen so umgebaut und umgenutzt werden, dass diese optimal für die Bedürfnisse der Gastroputz Genossenschaft und ihre Anlässe benutzt werden können. Der Vorschlag wurde mit Begeisterung angenommen und so konnte der nächste Schritt in die Zukunft gemacht werden. Neu entsteht eine Gastroküche im ehemaligen Schlachtraum und die ehemaligen Kühlzellen werden zum Lagerraum umfunktioniert. Durch einen Mauerdurchbruch werden zusätzlich die Laufwege verkürzt. Dazu kommen begleitende Arbeiten im Bereich der sanitären Einrichtungen, elektrischen Installationen und der Belüftung. Ein Teil der Arbeiten wird im Frondienst von Mitglieder selber abgedeckt.